Ich habe lange über diesen Post nachgedacht und mir schwirrten so viele mögliche Titel durch den Kopf. Von kitschig „Wenn Abschiede zum Alltag gehören“ bis rational „Goldene Regeln für Fernbeziehungen“. Eigentlich habe ich bisher kaum ein Wort zu meiner Beziehung verloren und wahrscheinlich wissen die wenigsten von euch überhaupt, dass mein Freund und ich eine Fernbeziehung führen. Da wir in dieser Woche unseren ersten Jahrestag feiern, habe ich das zum Anlass genommen, das Thema Beziehung auf dem Blog eben nicht mehr auszulassen. Ein Jahr mag zwar nicht unbedingt lang sein, aber ich habe so viel in dieser Zeit gelernt, auch über mich selbst. Deswegen möchte ich ein paar Tipps gerne mit euch teilen und der ein oder anderen vielleicht auch die Angst vor dem schlechten Omen Fernbeziehung nehmen. So schlimm ist das gar nicht.

So, fing das mit uns an? Wir haben uns über einen guten Schulfreund kennengelernt. Typisch für das Studentenleben – auf einer Party. Damals stimmte die Chemie schon, aber die Umstände standen nicht allzu gut. Aber von wegen, zwei Monate später waren wir ein Paar und das nun ein Jahr. Der Vorteil war, dass wir unsere Beziehung nur über die Entfernung kennen. So ist es einfacher, die wenige Zeit mehr zu schätzen. Von einer Beziehung in der man sich täglich sieht, hin zu einer Fernbeziehung ist der Schritt deutlich schwerer. Natürlich ist es nicht immer leicht. Höhen und Tiefen gehören zu jeder Beziehung. Bei einer Fernbeziehung könnte es nur etwas dramatischer werden, da man einen Streit nicht mit einem Lächeln oder einer Umarmung beenden kann. Stattdessen wird bis zum bitteren Ende diskutiert. Außerdem hat man manchmal das Gefühl, nicht zum Alltag des Anderen zu gehören, wenn man sich nur am Wochenende – oder auch nur jedes Zweite oder Dritte – sieht. Mit der Zeit lernt man aber sich zu arrangieren, auch was Misstrauen oder Eifersucht angeht. So dachte ich bisher immer, dass ich ein eifersüchtiger Mensch bin. Inzwischen weiß ich, dass das überhaupt nicht zutrifft. Ich habe mir lange Gedanken gemacht, was eine gute Fernbeziehung ausmacht. Diese fünf Regeln sind für mich die Grundlage:

Des Belles Choses - Wort zum Montag - Von Abschieden und Wiedersehen - Tipps für Fernbeziehungen 2

1) Zu hohe Erwartungen sind Gift für die Beziehung: Ich vergleiche das gerne mit Silvester. Jedes Jahr erwartet man unglaublich viel von der letzten Nacht des Jahres, meistens hinkt die Realität aber weit hinterher. Genauso ist es mit den Wochenenden. Man kann den Alltag an diesen Tagen nicht einfach ausschließen. Deswegen sollte man nicht zu viel planen oder hoffen, dass das Wochenende rundum perfekt wird. Also lässt es lieber entspannt, statt mit Druck, angehen.

2) Den Alltag trotz Entfernung teilen: Heute ist es so leicht, Momente zu teilen – ein kurzer Anruf zwischendurch oder ein Schnappschuss per WhatsApp. Der Alltag mag zwar manchmal langweilig sein, aber er gehört dazu. Deswegen versuche ich immer, dass mein Freund alles, was gerade passiert, mit als Erster erfährt. So ist man immer auf dem Neusten stand und es besteht gar keine Chance sich aus dem Leben des Anderen ausgeschlossen zu fühlen.

3) Das böse Thema Streit: Es hilft nicht, wenn man Probleme nicht ausdiskutiert. Genauso wenig ist es gut, jeden Abend über Gott und die Welt zu streiten. Es gibt nichts Schlimmes, als spät abends im Streit aufzulegen. Deswegen sollte man Streitthemen nicht immer wieder ausbreiten, sondern ein für alle mal klären –  am besten persönlich.

4) Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Egal wie voll die Terminpläne scheinen, es gibt immer einen Weg sich zu sehen. Auch wenn es dann mal wirklich kurz ist und sich kaum zu lohnen scheint, warum nicht? Jeder gemeinsame Moment ist wertvoll und die Mühe wert.

5) Planung ist alles: Noch ein schrecklicher Moment – ein Abschied ohne Termin für ein Wiedersehen. Das macht den Abschied noch viel schwerer. Deswegen versuchen wir alles frühzeitig zu planen. Dazu gehört auch die Zukunft. Das kann der nächste Urlaub sein, auf den man sich freuen kann. Oder auch die richtige Zukunft, wie es mit der Beziehung weitergeht. Man sollte sich sicher sein, dass man die selben Aussichten teilt. Schließlich sollte die Fernbeziehung doch hoffentlich nur ein Abschnitt sein und dann folgt die Entschädigung für volle Bus, Wartezeiten auf Bahnhöfen und die Tränen sind getrocknet.

Wie steht ihr zu Fernbeziehungen? Ausgeschlossen oder machbar?

Edit: Leider hat es trotz dieser Tipps, die ich sofort nochmals so unterschreiben würde, nicht geklappt. Kurze Zeit nach diesem Post und wie geschrieben dem ersten gemeinsamen Jahr kam die Trennung –  und ja die Entfernung gehörte zu den Gründen. Trotzdem glaube ich immer noch, dass Fernbeziehungen funktionieren können – wenn man es wirklich will. Im ersten Reflex habe ich diesen Post offline gestellt, aber ich lasse ihn jetzt drin. Es tut mir leid, dass ich nicht auf eure lieben Kommentare geantwortet habe, aber hier ist die Erklärung dafür. Ich wünsche euch alles Glück in euren Beziehungen oder Fernbeziehungen. Und an die Single-Ladies, denen ich mich nun ja auch anschließe, manchmal ist man ohne Kerl besser dran.