Am Samstagabend habe ich die Eröffnung des Sommerblut Festival in Köln besucht. Wahrscheinlich ist das für die Wenigsten ein Begriff und auch ich – als Nicht-Kölnerin – wusste nicht viel darüber. Das Festival greift schwierige Themen auf und bringt sie vom Rand der Gesellschaft in die Mitte. Beispiele? Tabu, Flucht oder Geld. Das Besondere ist aber, dass jeder Zuschauer willkommen ist und speziell auf ihn eingegangen wird. Auf der Bühne standen den kompletten Abend lang Gebärdendolmetscher und auch die blinden Gäste wurden bedacht. Das Theater war rollstuhlgerecht. Die Akteure des Abends waren unter anderem die blinde Sängerin Joana Zimmer. Am meisten beeindruckt hat mich aber ein Mann, der eine außergewöhnliche Gebärdensprache auf der Bühne vortrug. Ich dachte zuerst, dass ich nichts verstehen werde, was er dem Publikum erzählen will – aber das Gegenteil war der Fall. Der Auftritt war berührend und als die Zuschauer danach die Hände in die Luft streckten und sie bewegten – Applaus in Gebärdensprache – war ich den Tränen nahe. Als ich abends nach Hause fuhr, fragte ich mich, ob ich in Schubladen oder auch in Gegensätzen denke. Wir um die 20 halten uns selbst ja meist für open-minded, aber stimmt das denn? Ich habe mir so meine Gedanken gemacht.

Des Belles Choses_Wort zum Montag_Denkst du bunt

Anders ist normal. Ja, das sagt sich leicht. Aber denkt man wirklich immer so? Ein gutes Beispiel bietet die Bloggerwelt. Eine Mode-Bloggerin im Rollstuhl. Würdet ihr das für unvorstellbar halten? Nein, das ist es nicht. Ich kenne eine – wenn du das liest, einen lieben Gruß und ein Kompliment an dich. Die Vorstellung, dass Fashionistas 1,70 Meter groß sein müssen und nicht über 60 Kilo wiegen dürfen, hat ausgedient. Nur in unseren Köpfen ist sie manchmal immer noch. Die Modebloggerinnen, die ich kenne, sind alle komplett verschieden. Von wegen Modepuppen, die allesamt  austauschbar sind.  Typ oder Charakter machen jede einzigartig. Ob mit mehr oder weniger auf den Rippen, kurze oder lange Haare. Auch mit Handicap, haben wir nicht alle eins? Die Vielfalt macht es aus.

Nochmals weg von der Bloggerwelt und zurück zum Alltag: Ob ich immer so denke? Nein. Ich habe Momente, in denen ich neidisch oder eifersüchtig auf Andere bin. Tage, an denen meine Laune im Keller und alles sowieso doof ist. Am liebsten würde ich morgens im Bett liegen bleiben. Ich frage mich, ob ich mit Anderen mithalten kann. Dann denke ich nicht bunt, sondern schwarz-weiß. Ich sehe nur die Gegensätze zwischen mir und anderen, nicht die Gemeinsamkeiten. Es ist ein Denken in Rängen. Wer steht vor mir, wer hinter mir. Und das ist er: der völlig falsche Ansatz, der uns aber trotzdem vertraut ist. Die Kunst ist es wohl, statt nur bunt zu leben auch bunt zu denken.

Ich bin gespannt, wie ein solches doch schwieriges Thema bei euch ankommt. Ihr wisst ja, ich will nicht nur Mode zeigen, sondern auch mal mit eigentlich unpassenden Themen zum Nachdenken anregen.

Eure Julia

P.S.: Und falls ihr gerade Lust bekommen habt, auf meine anderen Posts, die so gar nichts mit Mode zu tun haben: In Großstadtträume schreibe ich über das unterwegs sein un die Lust am Reisen. Von Abschied und Wiedersehen handelt um meine Erfahrungen mit Fernbeziehungen und in Irgendwas mit Medien geht es um mein Studium und die Zukunft in der Medienbranche. Wenn ihr gerne öfters solche Posts lesen wollt, könnt ihr es gerne in den Kommentaren schreiben. Oder mögt ihr die Wort zum Montage lieber, die sich um Tipps zum Bloggen drehen?