Julia, bist du ein Influencer und willst du es überhaupt sein?

Julia, bist du ein Influencer und willst du es überhaupt sein?

von | Feb 2, 2018 | Lifestyle

Ich beobachte das Influencer Bashing auf Social Media Plattformen wie Facebook oder in Foren seit Monaten. Dabei bin ich stiller Mitleser in einigen Gruppen oder auf bestimmten Seiten. In den letzten Wochen wurde mir immer wieder schlecht. Die Kommentare triefen vor Hass, Abneigung und verdammt bösen Anschuldigungen. Versteht mich nicht falsch: Kritik ist gut; überlebenswichtig für eine junge Branche, die sich noch entwickelt. Aber irgendwann ist eine Grenze überschritten und ich möchte euch, meine Leser und diesen Blog nutzen, um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. Deswegen gebe ich euch einen Einblick in meine alltägliche Arbeitswelt nach 1 1/2 Jahren Selbstständigkeit und auch Einblick in meine persönlichsten Gedanken.

Ganz ehrlich? Ich habe mich noch nicht entschieden.

Als das Wort Influencer aufkam, betraf mich das überhaupt nicht. Ich sah mich als Bloggerin – damals und auch heute noch. Wieso sollte ich mich öffentlich Influencerin nennen und darüber philosophieren, wie groß – oder eben nicht – mein Einfluss ist? Über 1800 Blogbeiträge, die mal mehr oder weniger erfolgreich geklickt werden, sprechen für sich. Mein Blog ist mein ganzer Stolz. Ich sehe darin die harte Arbeit, die sich ausgezahlt hat. Wenn ich alte Texte von mir selbst lese, bin ich dankbar für dieses Tagebuch, welches so viele Erinnerungen und Momente konserviert hat. Dann klicke ich mich durch alte Fotos und sehe den steinigen Weg zu meiner heutigen Arbeitsweise in Sachen Fotografie, Posing, Arrangements und Bildbearbeitung. Diese Entwicklung hat mir vor zwei Jahren Türen zu Freelancer-Jobs im Social Media Bereich geöffnet. Hier liegt der Wendepunkt, denn ich habe meine eigene Selbstständigkeit nie geplant. Die ersten Beiden selbstständigen Jobs, die ich als Content-Creator hatte, ließen mich mit dem Ende meines Studiums in die Selbstständigkeit gleiten. Das klingt leicht und in einem gewissen Sinn war es das auch. Ich hatte keine hohen Standards, die ich mir auf Biegen und Brechen erhalten wollte. Ich nahm ein gewisses Risiko in Kauf, hatte aber keinen Druck, denn es gab einen Plan B dank meines abgeschlossenen Studiums.

Zurück zu meiner Ausgangsfrage: Wahrscheinlich bin ich augenscheinlich ein Influencer und meine damit bestehende Vorbildfunktion war mir auf dem Blog bewusst, seit die Klicks plötzlich anfingen zu steigen. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich mich mit dem Begriff Influencer identifizieren kann. In jedem Fall soll es niemals meine Berufsbezeichnung sein, stattdessen sehe ich mich entweder als Bloggerin, Redakteur, Editor, Creator und im Reisebereich auch als Journalistin. Jedoch verkaufe ich meine Konzepte, Postings und Fotos als Influencer, lebe von und mit den Vor- und Nachteilen dieses Begriffs. Für mich ist dieser Job aber die Mischung aus Blog und Instagram ist. Da mag der Unterschied liegen. Wenn ich ein Influencer sein möchte, dann nur, weil mein Blog eine Community, eine feste Leserschaft, hat und dabei möchte ich nicht nur an Zahlen gemessen werden.

Wenn ich über meine Einstellung zum Influencer sein nachdenke, klafft in meinen Gedanken ein riesiges Loch: Wenn der Blog das Wichtigste ist, wieso habe ich dann weniger Zeit dafür? Ich habe keine Antwort auf diese Frage.

Einerseits spielen meine eigenen Ansprüche eine große Rolle. Bevor ich einen halb garen Blogposts veröffentliche, lasse ich es lieber bleiben. Das ist in Ordnung, denn es ist meine eigene Entscheidung und bisher habe ich auf dem Blog in beitragsarmen Monaten nie große Rückfragen erhalten. Ganz anders sieht es auf Instagram aus: Wenn ich einige Tage nichts poste, erhalte ich viele Rückfragen und private Nachrichten. Einerseits freut mich das riesig, denn es zeigt, dass euch meine Fotos und die Eindrücke in den Stories gefallen. Andererseits würde ich mir natürlich wünschen, dass es sich auf meinem Blog statt auf Instagram so abspielt. Ich sage euch nichts Neues, wenn ich ehrlich zugebe, dass mein Instagramaccount mir täglich Druck macht. Und ja, sogar mehr als Blog. Auch an dieser Stelle ist mein Perfektionsmus der Motor – ich will das bestmögliche Foto posten. Es gibt jedoch einen kleinen, gewichtigen Unterschied. Wenn ich auf dem Blog eine Woche keinen Beitrag schreibe, merke ich es an den Seitenaufrufen. Aber das ist kein Problem und schnell korrigierbar in den folgenden Wochen. Diesen Luxus gibt es auf Instagram nicht und das lässt den Druck in die Höhe schnellen.

Wenn ich auf Instagram nicht poste, verschieben sich meine Pläne und Timings. Mein vorgeplanter Feed ist dahin und vom allseits geliebten Algorithmus und der Einschränkung der Reichweite müssen wir erst gar nicht reden. Ihr denkt jetzt sicherlich: „Dann poste doch einfach, was dir gefällt und hör auf zu planen.“ Ich poste schon was mir persönlich gefällt, denn ich liebe klare, aufgeräumte und bunte Feeds. Ich möchte, dass das Auge an wirklich jedem Foto hängen bleibt. Das ist mein Kriterium und wahrscheinlich der Grund, wieso ich auch mit 38.000 Followern statt 60.000 oder 110.000 erfolgreich bin. Deswegen möchte ich meine Haltung zu Instagram auch nicht ändern. Ich möchte eine Sache:

Ich will nicht vorschnell verurteilt werden, nur weil ich Anzeigen auf meinem Instagramaccount verkaufe; weil ich Werbung mache. Die, die gerade jeden mit „Anzeige“ gekennzeichneten Beitrag zerreißen, würden es genauso machen, wenn sie die Gelegenheit hätten.

Das heißt nicht, dass keine Diskussion stattfinden soll. Ich diskutiere privat oft über die „Blase“ Instagram, ihre Vor- und Nachteile. Mit diesem Beitrag viel ich eines sagen: Influencer sind keine Krankheit, keine Plage. Anzeigen sind kein Merkmal für schlechten, unauthentischen Content. Es gibt, wie übrigens in jeder Branche, Licht und Schatten. Aber das gibt nicht das Recht, anonym oder namentlich unter die Gürtellinie zu schießen. Diese Beleidigungen treffen nicht den Instagramaccount, sondern die Person dahinter.

Und was heißt das für Des Belles Choses?

Ich werde in den nächsten Monaten versuchen, meine Balance wiederzufinden. Dabei möchte ich wieder deutlich mehr bloggen und gleichzeitig meinen eingeschlagenen Weg auf Instagram weitergehen. Mein Perfektionsmus ist meine größte Starke und meine größte Schwäche. Er ist mein ausgeprägtester Charakterzug – schon immer – und in der Selbstständigkeit treibt er mich an. Im letzten halben Jahr war mein Anspruch, meine Reisen und Erlebnisse auf Instagram authentisch und inspirierend darzustellen. Dabei balanciere ich mit meinem Privatleben und dem aufkommenden Bedürfnis nach Pausen, die Kopf und Körper einfach brauchen. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass Stillstand oder Pausen und Perfektionsmus in meiner Welt nicht unbedingt zusammenpassen. Es tat mir aber extrem gut, dass alles von der Seele zu schreiben und vielleicht wird es hier, wie es früher einmal war, wieder mehr persönliche Texte geben. Ich möchte nichts versprechen, aber ihr werdet es in jedem Fall lesen.

In den nächsten Tagen wird es aber garantiert einen Beitrag zu meiner Planung im Februar und März geben. Es steht unglaublich viel an und es erfüllen sich gleich mehrere meiner absoluten Herzenswünsche. Mit dem Jahr 2018 begann mein zweites, volles Jahr in Selbstständigkeit und ich bin gespannt, wie ich die Balance zwischen Reisen und Alltag setzen werde. Dabei werde ich versuchen, euch mehr daran teilhaben zu lassen. Das kam 2017 definitiv zu kurz. Seid ihr bereit?

Eure Julia