Heute ist es mal wieder an der Zeit für kritische Worte und diese betreffen quasi jeden Nutzer der sozialen Medien – in diesem Fall besonders Facebook. Löscht und editiert ihr eure persönlichen Chroniken? Am vergangenen Abend habe ich mir ein privates Facebook-Profil durchforstet und alte Fotos angeschaut. Das war amüsant, den viele alte Bilder stecken voller vergessener Erinnerungen. Mir fiel auf, dass einige Markierungen auf Fotos fehlen. Hier ging man defintiv nach folgenden dem Motto vor: „Was ich löschen kann, war nie da“. Im Profil sieht es dann entsprechend aus. Ja, man kann Freundschaften und Beziehungen einfach aus dem sozialen Gedächtnis streichen – keine Frage. Aber sorry, weg sind sie damit nicht.
Was deine Facebook-Freunde über dich wissen
Faktisch betrachtet, muss man sowieso ordentlich vorgehen, um Verbindungen zu löschen. Das heißt, man darf zum Beispiel die zugehörigen Kommentare nicht vergessen. Es sieht defintiv noch stilloser aus, wenn Markierungen und Beiträge fehlen, aber das große „Ich liebe dich“ noch unter dem Bild steht. Aber es soll nicht darum gehen, wie man richtig löscht oder eben nicht. Ich frage mich eher, warum wir so schnell das Bedürfnis haben, uns von Vergangenem abzugrenzen. Natürlich muss ich an dieser Stelle zugeben, dass ich auch schon so vorgegangen bin. Ich habe mein Profil quasi immer wieder zensiert. In 6 Jahren sammelt sich so einiges an. Im Nachhinein machte mich das aber ein bisschen traurig und inzwischen stehe ich über diesen Dingen. Meine „wirklichen“ Facebook-Bekannten wissen wie mein erster Freund hieß, mit wem ich gut befreundet war oder wie ich ich im Karneval verkleidet war. Im Zweifelsfall kennen sie meine Eltern oder meine Schulfreunde. Ich habe diese Namen und Momente selbst preisgegeben. Sie stehen Jahre lang online und damit für „jeden“ ersichtlich.
Gelöscht bedeutet nicht gelöscht
Facebook ist kein persönliches Tagebuch. Es ist eine limitierte Sammlung an Momenten, die man als teilenswert erachtet. Mit dieser Sammlung an sollte man sensibel umgehen und abwägen, welches Bild ins Netz gehört. Aber die Bilder, die ich zeigen wollte, bleiben ab jetzt. Mein Profil wird nicht mehr editiert. Dort findet man einen Ex und auch alte Freunde, mit denen ich kein Wort mehr wechsle. Und warum? Weil sie zu mir gehörten. Nur weil sich Dinge und Umstände ändern, heißt das noch lange nicht, dass das Vergangene schlecht war. Wie immer es auch endete, es war wertvoll genug um nicht gelöscht zu werden. Das ist der springende Punkt. Man neigt schnell dazu, solche Momente zu verdrängen: Das kann man zwar versuchen, aber es wird trotzdem immer zur eigenen Geschichte gehören. Es gibt keine Delete-Taste, die schöne oder schmerzhafte Erinnerungen löscht – weder aus dem eigenen Gedächtnis, noch aus dem der Anderen. Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn und weiterhin auf meiner Chronik. Deswegen sende ich ab jetzt imaginäre Grüßen an alle, die mir einmal wichtig waren, und das mit erhobenem Haupt und einem Lächeln auf den Lippen.
Teilt ihr persönliche Momente auf Facebook? Welche No-Go’s sind für euch unumgänglich?
Wow, was für ein toller Post, in deinen Worten kann ich mich nur wiederfinden!
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Vielen Dank! Ich freue mich sehr über diese positiven Worte 🙂
interessanter post. früher hab ich definitiv mehr auf facebook geteilt, fotos mit freundinnen usw. heute gibt es eigentlich nur noch ein paar profilbilder und vielleicht bilder von reisen, auf denen überwiegend landschaft zu sehen ist. generell ist es aber bei all meinen „freunden“ wesentlich ruhiger geworden, was das teilen angeht..
ich war noch nicht in der situation, dass ich fotos von exfreunden oder ehemaligen freundinnen löschen hätte müssen. ich glaube aber auch nicht, dass ich das tun würde. naja, ok, beim ex vielleicht, weil es weh tun würde die bilder zu sehen, aber nicht weil, ich die vergangenheit aus facebook löschen wollen würde…
liebst, laura
diamondsandcandyfloss
Ein wirklich interessantes Thema! Mir ist auch schon aufgefallen, wie Laura von diamondsandcandyfloss gesagt hat, dass es auf Facebook ruhiger geworden ist. Auch ich teile nicht mehr jeden Moment, jedes Foto und jeden guten Spruch, den ich finde. Man wählt aus und wird bedachter.
Ich glaube, ich habe in all den Jahren nie etwas aus Facebook gelöscht, weil ich es wirklich aus meinem Leben löschen wollte, sondern weil mir Bilder zum Beispiel nicht mehr gefallen haben oder weil es Beiträge gab, die heute keinen Sinn mehr ergeben. Personen wurden eventuell blockiert oder gelöscht, um einen Lebensabschnitt zu beenden und nicht weiter am Social Media Leben des anderen teilzuhaben. Das können in unserer heutigen Medien- und Internetwelt wichtige Schritte sein, um abzuschließen, neu zu beginnen und nach vorne zu blicken – nicht um zu vergessen und aus dem Leben zu löschen.
Viele Grüße
Lea von http://www.when-love-speaks.com
Küsschen:*
Toller Beitrag- das macht echt nachdenklich! Ich musste zum Glück bisher noch nichts im Nachhinein „zensieren“, würde aber glaube ich doch Bilder löschen, die ich nicht mehr sehen möchte (nach einer schmerzhaften Trennung vielleicht). Was ich mir fest vorgenommen habe: Niemals Bilder von meinen Kindern zu posten, wenn ich mal welche habe. Ich weiß, dass das ein ziemlich kontroverses Thema ist- aber die Menschen, die mir wichtig sind bekommen die Bilder eben dann auf anderen Wegen oder sollen die Kleinen dann eben live sehen.
Liebe Grüße,
Lisi
Liebe Julia, sehr schöner Beitrag. Ich finde die ganzen Facebookfreunde, die ich persönlich über die Jahre hinweg angesammelt habe, genauso wider. Es tut sind grundsätzlich wesentlich weniger im Facebook. Und dabei rede ich von den wichtigen Dingen. Diese sind auf Facebook gar nicht mehr so päsent wie früher. Man kann jedoch noch genug erkennen, wie ich finde. Wenn ich ein Profil von einem Pärchen sehe und kein „In einer Beziehung“ eingetragen ist, ihr Profil voll gemeinsamer Bilder überquillt und seins vor Partybildern mit Kumpels und ganz anderen Mädchen, merkt man schon -ob es jemand möchte oder nicht- wer hier an wem hängt und inwieweit es auf Dauer angelegt ist. Die Menschen wollen sicher nicht so viel von sich preisgeben, tun es aber trotzdem 🙂
Liebe Grüße Melina von http://www.melinaalt.de
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nur noch sporadisch auf Facebook aktiv bin. Das war früher anders.
Heute hat man viele lockere Bekanntschaften, man verliert den Überblick wer jetzt in welcher Gruppe ist und wer nun was sieht und irgendwann überlegt man sich, ob man das nun postet oder nicht.
Ich finde es allerdings Schade, wenn Liebe in Hass umschlägt. Die ehemalige beste Freundin plötzlich die absolute Bitch ist und sie mit der neuen Freundin unter dem gemeinsamen Bild ordentlich durch den Dreck gezogen wird, oder einfach rausgeschnitten, geweißt, whatever. . Da sollte man gemeinsame Bilder dann eher löschen.