Sonntagabend, schon ziemlich spät: Da sitze ich nun, umgeben von einem halb ausgepackten Koffer und die Arbeit stapelt sich direkt daneben. Ich sehe vollgeschriebene Blätter und Uni-Kram, meine erste Steuererklärung und habe ich schon das Geschirr in der Spüle erwähnt? Dazu kommen noch ausgepackte Pakete, die defintiv zu groß für eine Ein-Zimmer-Wohnung sind. Für euch vervollständige ich das Bild noch gerne. Ich stehe in diesem Chaos mit Messy Dut auf dem Kopf und einen viel zu großen Hard Rock Cafe Shirt, also genauso wie ihr mich aus den Outfitposts kennt – nicht. Ich frage mich: „Wo fange ich jetzt an? Und wo ist die Zeit geblieben?“ Aber eins kann ich sagen, sie war nicht verschenkt.

A sunday well spent brings a week full of content: Die Frage ist nur, wie dieses „well spent“ zu verstehen ist. Eigentlich bin ich ein Workaholic und verschiebe ungern etwas auf den nächsten Tag oder die nächste Woche. Aber in diesem Fall geht es nicht um Ehrgeiz und große Pläne. Es geht um kleine Dinge, die einfach glücklich machen. Denn auch wenn die die To-Do-Liste nicht kürzer machen und man nicht stolz darauf sein kann, was man alles geschafft: Es ist keine verschenkte Zeit, an einem vollgepackten Sonntag auszuschlafen. Oder einfach eine gute Serie zu schauen statt die Steuererklärung zu machen. Die Liste könnte ich ewig weiterführen: Zeit mit Freunden verbringen statt mit den Staubsauger allein; draußen spazieren gehen, statt neben den Uni-Skripten zu versauern. Das Problem ist das schlechte Gewissen. Ich sehe es immer, wenn ich mit Freundinnen über das vergangene Wochenende rede. Die Stimmung ist immer gleich: Zu wenig erledigt für Uni oder Arbeit, dafür zu viel Spaß gehabt = Zeit verschenkt? Dann fällt es mir besonders auf und ich würde die betreffende Person am liebsten schütteln. Warum muss alles miteinander abgewogen werden? Warum kann man sich nicht einfach über eine gute Zeit freuen?

Des Belles Choses_Wort zum Montag_Verschenkte Zeit 1

Das ist wohl der Preis, den man für ein erfolgreiches Leben – egal in welchen Bereich – zahlen muss. Unsere Gesellschaft ist prädestiniert für solche Zweifel und ich würde fast sagen, es ist eine typisch deutsche Mentalität. Aber sie ist nicht gut und wir müssen uns nicht wundern, warum man so oft über eine innere Leere oder Burn-Out liest. Wenn man nicht mehr unbeschwert genießt, nimmt man sich selbst so viel. Deswegen ist eine vielleicht kindisch anmutende „Whatever“-Mentalität NICHT fehl am Platz. Im Nachhinein kann man sowieso nichts mehr ändern, also wen stört es dann noch? Es kommen 5 Tage, die sich mit wunderbar seriösem Content füllen lassen – oder auch nicht.

 

Ich wünsche euch einen guten Start in den Juni.

Alles Liebe, eure Julia.